Zinsbewegungen und ihre Bedeutung für den Investitionsmarkt

Gastbeitrag von Finanzexperte Edmund Pelikan.

Die Entwicklung des EZB-Leitzinses hat große Bedeutung für Kreditnehmer, obwohl diese sich nicht direkt bei der Zentralbank mit Geld eindecken. Aber für die Banken, die dem klassischen Immobilienkäufer Darlehen gewähren, sind diese Leitzinsen die Leitplanken für die Zinskalkulation. Dies gilt für die privaten Bauherren genauso wie für den Immobilieninvestor oder Bauträger.

Seit November 2024 liegt der Einlagenzins der Europäischen Zentralbank für die Eurozone bei 3,25 Prozent, kommend von einem Höchststand im September 2023 von 4,5 Prozent. Zinssenkungen, die von Zentralbanken vorgenommen werden, zielen häufig darauf ab, die Wirtschaft zu stimulieren. Deshalb wollen wir hier die Bedeutung der aktuellen Zinssenkungen untersuchen und analysieren.

Rentabilität

Lassen Sie uns zunächst das Augenmerk auf die Rentabilität legen. Anders als von nicht wenigen politischen Akteuren vermutet, investieren die meisten Kapitalanleger in Sachwerte wie Immobilien, weil man sich Rendite auf sein Eigenkapital verspricht. Erwartungsgemäß führen politische Eingriffe wie Mietpreisbindung zu einem Rückgang der Bautätigkeit. Die erwirtschaftete Rendite vermehrt das eingesetzte Kapital und führt zu einer Vermehrung des Vermögens. Dies wird dann teilweise durch die Inflation nicht nominell, sondern als Kaufkraftverlust wieder verringert.

Da Sachwerte als relativ inflationsresistent gelten, sind Immobilien ein wichtiger Baustein in einem diversifizierten Vermögensportfolio. Sinken nun die Finanzierungskosten durch fallende Zinsen, steigt die Rentabilität von Immobilien, und dies beeinflusst das Investment positiv. Konkret heißt dies: Ein Investor einer Immobilie mit einem Darlehensbedarf von 1.000.000 Euro spart bei einem um 1 Prozent niedrigeren Zins 10.000 Euro im Jahr, was monatlich etwas über 833 Euro entspricht. Deshalb werden mehr Menschen wieder an Sachwertinvestments denken.

©istock.com/sinominas
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Nachfrage

Die Folge wird mit einem geringen temporären Versatz von wenigen Monaten eine verstärkte Nachfrage im Immobiliensektor sein. Es können sich einfach mehr Käufer eine Immobilie leisten, was die Nachfrage erhöhen wird. Hinzu kommt, dass sich in den Immobilien-Assetklassen, die traditionell sehr eng sind und deren Angebot überschaubar ist, diese Tendenz verstärken wird. Sicher ist dies bei Pflegeimmobilien relevant, da der Bedarf durch die demografische Entwicklung ohnehin zunimmt. Die Möglichkeit einer günstigeren Finanzierung führt dazu, dass mehr Investoren in diesen Bereich eintreten, was die Nachfrage zusätzlich anheizt.

Und hier greift dann über eine Frist von ein bis zwei Jahren die wirtschaftliche Regel aus der ersten Vorlesung im Betriebswirtschaftsstudium: Zunehmende Nachfrage in einem sich nicht unbegrenzt anpassenden Angebotsmarkt führt zu Preissteigerungen. Zusammengefasst heißt dies, dass bei sinkenden Zinsen und einer wachsenden Nachfrage die Preise von Immobilien zur Steigerung tendieren.

Welche Prognose sehen wir nun für die weitere Entwicklung des Leitzinses?

Die Stiftung Finanzbildung hat eine Meta-Untersuchung für IMMAC durchgeführt und analysiert, was Research-Abteilungen von Wirtschaftsforschungsinstituten und Banken vorhersagen. Der Prognosekorridor liegt bei 2,25 bis 3 Prozent für das Jahr 2025, tendenziell bei etwa 2,5 Prozent. Langfristig geht man bis 2027 eher von 2,2 bis 2,4 Prozent für den Euroraum aus.

 

Kurz
Investoren sollten die aktuelle Zinspolitik genau beobachten und die Chancen im Bereich Sachwerte nutzen, um von den potenziellen Wertsteigerungen und stabilen Erträgen zu profitieren.

 

Der Autor dieses Gastbeitrages ist Geschäftsführer der Stiftung Finanzbildung. Edmund Pelikan ist gelernter Bänker und arbeitet seit über 25 Jahren als Wirtschaftspublizist, Lehrbeauftragter, Sachverständiger, Aufsichtsrat und Bildungssozialunternehmer.

Die von ihm vor mehr als einer Dekade gegründete Stiftung Finanzbildung widmet sich als Denkfabrik und Impulsgeber für ein anlegerorientiertes Finanzverständnis der Stärkung der finanzökonomischen Bildung im Einklang mit den Prinzipien der sozialen Marktwirtschaft.

Mehr unter www.stiftungfinanzbildung.de.

„Wir müssen das, was wir denken, auch sagen. Wir müssen das, was wir sagen, auch tun. Und wir müssen das, was wir tun, dann auch sein.“

Persönliches Motto von Edmund Pelikan (entliehen von Alfred Herrhausen)

Edmund Pelikan
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Der Beitrag erschien zuerst in der IMMACTUELL (Ausgabe 2/2024)

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